In Serfaus sind wir zum Glück weitgehend verschont geblieben und konnten unseren Schulalltag fast durchgehend aufrechterhalten. Eine leere Schule, ohne Kinder – das hat mir schwer zu schaffen gemacht. Aber es ist wieder Leben eingekehrt und wir machen uns mehr Sorgen ums Klima, als um Corona.
Ja, definitiv. Natürlich dürfen wir Corona nicht kleinreden, weil es schlimme Folgen für viele hat. Aber die Krise birgt auch Chancen für einen neuen Lebensstil: Wir haben gelernt, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Weniger Verkehr, weniger Flugzeuge – das ist ein Mehrwert für unsere Umwelt. Corona werden wir überstehen, aber der Klimawandel wird nicht so einfach zu bewältigen sein.
Ich war immer schon ein naturverbundener Mensch. Aber die Dringlichkeit, mit der es gilt, gegen den Klimawandel vorzugehen, habe ich von den Kindern gelernt – in der Schule und zu Hause. Die Fridays for Future Bewegung rund um Greta Thunberg hat mich sehr beeindruckt. Auch bei uns in der Schule sehe ich viele Kinder, die den Geist von Greta in sich tragen. Daher empfinde ich es als unsere Aufgabe, den Kindern und Jugendlichen zuzuhören und ihre Forderungen ernst zu nehmen. Wir müssen vom Denken ins Tun kommen!
Wir haben uns einiges vorgenommen und unsere Pläne in fünf Säulen gegossen (siehe unten): das Schulgebäude, die Gestaltung des Schulalltags, Bewusstseinsbildung im Unterricht, außerschulische Aktivitäten und die Öffentlichkeitsarbeit im Dorf. Mit unserem Konzept machen wir auch bei der Kinder-Klimaaktion von Energie Tirol mit und hoffen, eine Photovoltaikanlage für unser Dach zu gewinnen.
Ja, genau. LED-Beleuchtung ist gut, aber wichtiger ist ein Umdenken in den Köpfen und das gelingt nur durchs Reden und Weitererzählen. Da sehe ich großes Potenzial, weil unsere Kinder als Meinungsmacher in der Gemeinde auftreten. Unser Ziel ist es, dass wir es andern möglichst schwer machen, nicht mitzutun. Unser Denken darf nicht am Schultor enden.
Ich bin wirklich begeistert, wie die Gemeinde hier agiert und uns unterstützt. Es gibt einen eigenen Ausschuss für Nachhaltigkeit, in dem ich selbst mitarbeiten darf, gemeinsam mit Personen aus der Politik, Wirtschaft, Seilbahnen, Hotels, Bildung. Alle Zukunftsthemen für die Gemeinde werden offen besprochen und abgewogen und unser Ausschuss hat eine wichtige beratende Funktion für den Gemeinderat.
Es gibt einen Pioniergeist in Serfaus, der historisch gewachsen ist: Schon der Bau der U-Bahn 1983 war ein mutiges Projekt. Damals haben sich viele über die Serfauser lustig gemacht und heute ist die U-Bahn als Leuchtturmprojekt im ganzen Land bekannt.
Weniger ist mehr. Es geht jetzt nicht mehr um Ausbau und Vergrößerung, sondern darum, alles, was schon da ist, nachhaltiger zu gestalten. Wirtschaftlicher Erfolg ist nicht das Maß aller Dinge. Ein wichtiger Schritt war die Entscheidung vor 20 Jahren, weg vom Après-Ski- hin zum Familien-Tourismus zu gehen. Dieser Zielgruppe ist nachhaltige Entwicklung ein Anliegen. Und diesen Weg tragen wir als Schule mit.