Palmöl ist im Supermarkt fast nicht wegzudenken. Es befindet sich in jedem zweiten Produkt: ob Nutella, Kerzen, Waschmittel, Lippenstift, Kekse oder Cremes – aber auch in Biodiesel. Der Anbau erfolgt auf Plantagen und erstreckt sich mittlerweile über eine Fläche von mehr als 20 Millionen Hektar (in etwa die Fläche Großbritanniens) rund um den Äquator, insbesondere in Ländern wie Indonesien oder Malaysia. Durch die steigende globale Nachfrage weiten sich die sozialen und ökologischen Folgen aus, die Waldrodung für Monokulturen nimmt weiterhin zu und damit verschärfen sich auch die Auswirkungen auf den Klimawandel weiter.
Die Palmölproduktion bringt einige gravierende Probleme mit sich: Artensterben, Landkonflikte, Klimawandel, Brandgefahr, schlechte Arbeitsbedingungen und unzureichende Zertifizierungen. Einer der Hauptgründe für den rasanten Verlust an Tier- und Pflanzenarten ist dabei der Verlust von Lebensraum, denn Palmöl wird auf Plantagen in Monokulturen produziert. Für den Anbau werden artenreiche Wälder gerodet oder gar Moore trockengelegt. Moorböden haben über Jahrtausende hinweg Biomasse gespeichert, die bei der Trockenlegung zersetzt wird. Dadurch verlieren diese Flächen ihre Funktion als CO2 -Senken. Wenn die trockengelegten Moore Feuer fangen, kommt es zu verheerenden Bränden, die ganze Regionen wochenlang in Rauchwolken hüllen. Indonesien erzeugt allein durch die bei solchen Bränden freigesetzten Emissionen tageweise einen höheren Ausstoß an CO2 als die gesamten USA. Besonders bei Kindern treten dadurch deutliche Atemwegsbeschwerden auf. Heute weist die Palmöl-Produktion den höchsten CO2-Fußabdruck pro Fläche aller bedeutenden landwirtschaftlichen Produkte weltweit auf.
Der großflächige Anbau von Palmöl führt zudem zu Trockenheit in der Nähe der Plantagen, was die traditionelle Subsistenz-Landwirtschaft der Kleinbäuer:innen erschwert. Durch den Einsatz von Düngemittel und die Einleitung von organischen Abwässern auf den Palmölmühlen kommt es zu Verschmutzungen von Gewässern und Grundwasser. Infolgedessen wird das Trinkwasser ungenießbar. Des Weiteren kommt es in den zwei Hauptanbauländern immer wieder zu Menschenrechtsverletzungen, wie etwa Kinderarbeit, Zwangsarbeit und Lohnsklaverei oder Diskriminierung von Bevölkerungsgruppen. Kleinbäuer:innen oder indigene Gemeinschaften, die den
Wald über Generationen hinweg bewohnt und geschützt haben, werden häufig gewaltsam von ihrem Land vertrieben. In Indonesien gibt es über 700 Landkonflikte, die mit der Palmölindustrie in Verbindung stehen. Selbst auf sogenannten „nachhaltig bewirtschafteten“ oder „Bio-Plantagen“ werden immer wieder Menschenrechtsverletzungen begangen.
Ein vielversprechender Ansatz zur Rettung der Biodiversität besteht darin, lokal angepasste Baumarten in Palmplantagen zu pflanzen. In einem Experiment wurden verschiedene Baumarten zwischen den Ölpalmen gesetzt, was zu einer Erhöhung der Artenvielfalt führte, ohne die Erträge der Ölpalmen zu beeinträchtigen. Bauminseln können das Ökosystem wiederherstellen, jedoch hat die Beendung der Abholzung von Regenwäldern Priorität, da Palmölplantagen bereits eine enorme Fläche einnehmen und viele Wälder dafür weichen mussten. Die Alternative zu palmölhaltigen Fertigprodukten wie Pringles, Nutella und Co. kann im Sinne einer ernstgemeinten Nachhaltigkeit also nur heißen: keine Pringles, keine Nutella.