Graz Umgebung: Wie Pendler:innen der Umstieg schmackhaft gemacht wird

© ÖBB/Wegscheider

Wie eine Großbaustelle für einen großangelegten Forschungsfeldversuch genutzt wird

Im Zuge des Koralmtunnelbaus wird eine Bundesstraße in Feldkirchen bei Graz für 2 Jahre gesperrt. Im Zuge des Projekts ULTIMOB werden PendlerInnen attraktive Umsteigemöglichkeiten auf den Öffentlichen Verkehr aufgezeigt und das Mobilitätsverhalten mit Vorher- und Nachher-Untersuchungen gleichzeitig erforscht.

Ab Mai 2021 wird die Bundesstraße B67 beim Flughafen Thalerhof bei Feldkirchen für 2 Jahre gesperrt. 18.000 bis 20.000 Kfz sind derzeit dort täglich unterwegs mit deutlichen Spitzen in die Pendlerzeiten. Ziel ist es, dass sich der Verkehr nicht 1:1 auf die A9-Phyrnautobahn und noch weniger auf die Begegnungszone mitten durch Feldkirchen verlagert, sondern möglichst viele PendlerInnen auf den Öffentlichen Verkehr umsteigen. Gelingen soll das mit einem Mix aus Push- and Pull-Maßnahmen.

Ausbau des Öffentlichen Verkehrs & Bewusstseinsbildung

Bereits im Vorfeld der Straßensperre wurde der Öffentliche Verkehr massiv verbessert. Die S-Bahn fährt schon jetzt in den Hauptzeiten im 15-Minuten-Takt (zuvor 30 Minuten). Ausgeweitet wurde auch das Angebot an Regionalbussen. Busbuchten werden zudem aufgelassen und durch Haltestellenkaps ersetzt, um Busse zu beschleunigen.

Multimodale Knoten & Mikro-ÖV

In Feldkirchen entstehen 2 multimodale Knoten mit Carsharing, Bike-Verleihstationen und Radabstellanlagen. Durch die Kombination und Verknüpfung verschiedener Mobilitätsformen können Distanzen variabel und schnell überbrückt werden.

Seit Juli 2017 mobilisiert GUSTmobil 27 Gemeinden des Bezirks Graz-Umgebung. Als Zu- & Abbringer zum bzw. vom öffentlichen Verkehr ermöglicht GUSTmobil flächendeckende Mobilität für ALLE. In Feldkirchen soll dieses Service im Zuge des Projektes ULTIMOB attraktiver gestaltet werden. Verkehrsplaner Kurt Fallast skizziert den neuartigen Zugang: „Bisher ist bei der Planung immer die Zielgruppe im Mittelpunkt gestanden. Wir werden das umdrehen und die Zielorte ins Zentrum rücken. Als plakatives Beispiel dienen Einkaufsfahrten. Es gibt Personen, die nur beim Billa einkaufen, andere beim Spar und wieder andere beim Lidl. Bisher sind diese immer einzeln und verstreut über die ganze Woche gefahren. Wenn wir jetzt aber am Montag einen Billa-Bus machen, am Dienstag den Spar-Bus und Mittwoch den Lidl-Bus, wäre das ein ganz neuer Ansatz. Auch Arzttermine versuchen wir zu koordinieren und zu bündeln.“

Mobilitätserhebung und Vorher-Nachher-Vergleich

Im Herbst 2020 wurde das Mobilitätsverhalten im Untersuchungraum erhoben. Analysiert wurden die Ziele und der Zweck der einzelnen Wege. So kann auch das Koordinierungspotential für das GUSTMOBIL abgelesen werden. Nach Umsetzung der Straßensperre wird nochmals evaluiert. Fallast: „Dann können wir ablesen, wie die Push- und Pull-Maßnahmen gewirkt haben. Daraus können wir wichtige Schlüsse für die notwendige Verkehrswende in ganz Österreich ziehen.“

Zusammenarbeit von Unternehmen und Unis

Das Verkehrsministerium unterstützt das Projekt ULTIMOB, in dem Forschungsunternehmen, Verkehrsunternehmen, NGOs, Universitäten und Fachhochschulen aus ganz Österreich zusammenarbeiten. Innerhalb der Projektlaufzeit von vier Jahren werden neue Mobilitätslösungen entwickelt, umgesetzt, ihre Wirkung gemessen und evaluiert. Damit will man noch während der Projektlaufzeit zeigen, dass die Angebote praxistauglich und im Sinne der Mobilitätswende wirksam sind.

Eckdaten zur Pilotregion

  • Wo? Graz Umgebung
  • Was? Der Fokus liegt auf Umlandgemeinden und Pendlerverkehr
  • Wer? Follower-Gemeinden und -Regionen sind die Stadtgemeinden Hartberg, Liezen, Leoben und Weiz sowie das Regionalmanagement.
  • Kooperation: Das Verkehrsministerium unterstützt das Projekt ULTIMOB, in dem Forschungsunternehmen, Verkehrsunternehmen, NGOs, Universitäten und Fachhochschulen aus ganz Österreich zusammenarbeiten. Innerhalb der Projektlaufzeit von vier Jahren werden neue Mobilitätslösungen entwickelt, umgesetzt, ihre Wirkung gemessen und evaluiert. Damit will man noch während der Projektlaufzeit zeigen, dass die Angebote praxistauglich und im Sinne der Mobilitätswende wirksam sind.